Hallo aus dem fernen Osten!

8 08 2009

So, Jonas und ich sind sehr gut angekommen. Es gab zwar einige Turbulenzen vorgestern auf dem Flug, die uns vom Schlaf abgehalten haben und uns so ein schönes Jetlag beschert haben, aber nach unserer ersten Nacht hat sich das auch gelegt. Entgegen dem Wetterbericht hat es zum Glück nicht in Strömen geregnet, als wir gelandet sind. Im Flieger haben wir übrigens schon unsere erste Bekanntschaft gemacht. Es handelt sich dabei um einen Japaner, der uns gezeigt hat, wie man das japanische Essen im Flieger richtig isst und welche Soße über was kommt. ^^ Wir haben ihn auf El Presidente getauft, weil das das einzige ist, was wir auf der Visitenkarte, die wir von ihm bekommen haben lesen können. Er ist irgendwie President von einer westlichen Heiratsagentur oder so was komisches. Auf jeden Fall hat er darauf bestanden, dass wir ihn „evereytime callen“ und uns melden, wenn wir mal in roppongi sind. Er will anscheinend mal mit uns ans Meer fahren…^^ Jonas und ich haben noch nicht ganz rausgefunden, ob er das nur aus Freundlichkeit gesagt hat oder ernst meinte… Ich glaub wir rufen einfach demnächst mal an.

Unsere Familie ist sehr nett. Sie besteht aus Okaasan und Otoosan, wie sie genannt werden wollen, zwei merkwürdigen hässlichen Fischen, wovon einer immer auf dem Rücken schwimmt, und einem Dutzend Hirschhornkäfern, die unser Otoosan zu sammeln scheint.  Unser Zimmer ist auch ganz okay. Nicht groß, aber auch nicht so klein, wie wir es uns schon ausgemahlt hatten. Wir haben sogar einen kleinen Balkon. Außerdem hat die Wohnung so ein furchtbares Hightec-Klo, mit dem wir bereits auf der Flughafentoilette Bekanntschaft geschlossen haben. Das Schwierigste ist dabei, den Abzug zu finden, ohne einen unangenehmen Knopf, wie die Anal-Dusche zu drücken -und ratet mal, wer den gedrückt hat, na? Jonas natürlich ^^. Unsere Okaasan macht uns jeden Morgen und jeden Abend ein königliches japanisches Essen, wobei unsere Gasteltern uns immer auslachen. Am Anfang haben sie uns gefragt, mit was zu essen wir alles einverstanden sind. Zum Glück wussten wir, was Natto sind, ich glaube sie hätten uns ganz schön ausgelacht bei unseren Gesichtern. So haben sie es schon gemacht, als wir so saure, eingelegte Pflaumen essen sollten. Außerdem machen sie sich ganz schön lustig über unsere  Stäbchenkünste -danke an Kei für den Dreifinger-Tipp, es wird langsam…

Inzai ist nicht gerade eine hübsche Stadt, was an der ziemlich willkürlichen Bebauung liegt. Eigentlich sieht es aus wie ein Industriegebiet, bis darauf, dass überall Hochhäuser stehen. Direkt vor unserem Balkonfenster steht die gigantische Garden Mall – hier gibt es erstaunlich viele Blumen- und Gartengeschäfte- mit einem bei Nacht angeleuchteten Riesenrad.

Am ersten Tag – unserem Ankunftstag- waren wir ziemlich erledigt, wir haben nicht viel mehr gemacht, als unser Zimmer irgendwie einzurichten und uns ans japanische Essen zu gewöhnen. Unsere Gastfamilie hat gleich mal abgecheckt, ob wir in Deutschland schon Alkohol trinken dürfen (erstaunlicher Weise scheint es sie nicht zu interessieren, dass ich in Japan noch nicht volljährig bin), und hat uns zum Abendessen Tee mit Choji (oder wie auch immer man das schreibt) serviert. Keine Sorge, wir werden hier bestimmt nicht zu Alkoholikern, das Zeug schmeckt gräßlich, aber erzählt das ja nicht unserer Gastfamilie weiter, wir sagen immer, es schmeckt alles, was ja auch größten Teils stimmt.

Am nächsten Tag hatten wir also unser Jetlag ausgeschlafen und konnten endlich zur Tat schreiten. Morgens sind wir erstmal zum Inzai Government gefahren, um unsere Alien Registration Card zu beantragen, die man braucht, wenn man länger als 3 Monate in Japan bleiben will. Dort haben wir auch einen Aushang gefunden, wo kostenloser, ehrenamtlicher Japanischunterricht erteilt wird. Das soll ganz in unserer Nähe sein, wir werden uns das auf jeden Fall mal ansehen.

Danach sind wir mit der Bahn nach Tokyo gefahren. Da unsere Gastmutter uns am Anfang mit dem Ticket geholfen hat, war es gar nicht so schlimm, aber als wir erst mal alleine waren hat die Katastrophe angefangen… Erst sind wir eine Station zu früh ausgestiegen und dann mussten wir alleine ein Anschlussticket ziehen. Zum Glück gibt es immer irgendwelche Beamten, die einem dabei helfen, aber Englisch sprechen die Meisten wirklich nicht gut. Der einzige, den wir bisher flüssig Englisch haben sprechen hören war einTyp in Akihabara, der von uns Geld gespendet haben wollte… -.- Außerdem hat irgend so ein Typ, der auf der Straße gelebt hat und mich nach der Uhrzeit gefragt hat, versucht mir mein Handy zu klauen ^^° (bzw. ich denke das, da er sich blöd gestellt hat und so getan hat, als würde er mein Japanisch nicht verstehen, obwohl ich denke, dass es richtig war, was ich gesagt hab, und er wollte, dass ich ihm mein Handy gebe. Ich hab nein gesagt und plötzlich hat er mich wieder verstanden… Komisch…^^). Akihabara ist übrigens das Elektronikviertel in Japan, wo wir uns erstmal in den Kaufhäusern die Augen ausgestarrt haben. Das ist eine echte Reitzüberflutung gewesen! Alles bunt und alles mit Maskottchen und neon-Schriftzug und meist mit marktschreierähnlichem Verkäufer davor. da wir es nach dem ganzen Getümmel etwas ruhiger brauchten, haben wir beschlossen, nach Asakusa zu gehen, was ein ziemlich traditionelles Viertel ist und wo wir uns den Sensouji-Tenpel angucken wollten. Da wir allerdings zu geizig waren, nochmal ein Bahnticket zu kaufen – das ist wirklich teuer, wir haben an dem Tag nur für die Bahn jeweils ca. 25€ ausgegeben- hatten wir beschlossen, zu laufen. Und da fing die Katastrophe Nummer zwei an… ^^ Auf der Karte sah das alles ganz übersichtlich aus und auch gar nicht so weit weg… Im Nachhinnein glaube ich allerdings, dass der angegebene Maßstab schlichtweg falsch war und die Macher der Karten einige wichtige Straßen unterschlagennhaben, was dazu geführt hat, dass wir uns ziemlich verlaufen haben und erst nach 2 Stunden angekommen sind… Naja auf diesem Wege haben wir immerhin was gesehen, zum Beispiel eine Art Tempel – den wir komischerweise erst für den Sensoji gehalten haben, um dann festzustellen, dass keine menschenseele dort war und vor der Tür eigentlich ein großes Schild stand „Geschlossen, wegen Naturkatastrophe“ oder irgendwie sowas… Meistens kommt man mit durchfragen aber doch ans Ziel, haben wir festgestelt und als wir dann mal beim Sensoji waren, war auch alles wirklich nett. Asakusa gefällt uns beiden ziemlich gut, mal gucken ob wir da nicht ein Guesthaus finden können…

So auf dem Rückweg ist dann unsere dritte Katastrophe passiert, da wir uns erstens zwei Mal verfahren haben, zweitens in einen Platzregen kamen, als wir „nur 200 Meter“ -haha, es waren mindestens 800, die Tokyoter haben es nicht so mit den Streckenangaben- zur nächsten Station gerannt sind und dann komischerweise als einzige klitschnass waren und im Klimaanlagenzug eine dreiviertel Stunde nach Hause gefahren sind, wo wir und drittens zum zigsten Mal in Inzai verlaufen haben, da dort bei Nacht einfach jedes Hochhaus gleich aussieht und es ungefähr ein Dutzend davon hier gibt… So sind wir zum Beispiel in der Radiant City gelandet, ein monströser Luxushochhauskomplex, der direkt nebenan steht… Unsere Gasteltern haben uns erstmal unter die Dusche geschickt und jetzt hoffen wir, dass wir nicht krank werden. Beim Abendessen sind wir dann beide vor Erschöpfung fast eingeschlafen, weshalb wir auch erst jetzt den Artikel schreiben (wir haben es einen Tag drauf).

Heute kommt der Sohn der Familie mit seiner Frau und seinem Sohn zu Besuch und wir gehen zusammen auf ein Sommerfest hier in Inazai mit großem Hanabi (Feuerwerk). Da freuen wir uns schon drauf! ^^ Bestimmt bekommt ihr davon bald hübsche Bilder zu sehen. Auf bald,

Laura und Jonas aus dem schwül-heißen Inzai!


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6 responses

8 08 2009
Sven Oliver Kreis

Hallo ihr Zwei,

schöner Bericht. Weiter so 🙂

Gruß
Sven Oliver

8 08 2009
Melissa Schuh

Hallo zusammen,

freut mich, dass es euch gut geht und ihr so viel erlebt ^^ Ich bin ab morgen eine Woche am Bodensee und darf mich danach auf eine Führerscheinprüfung vorbereiten…hoffentlich wird das was…

Ich wünsche euch auch weiterhin viel Spaß, Erfolg und interessante Erfahrungen. Lasst von euch hören 🙂

Ganz liebe Grüße,
Melissa

8 08 2009
Eva Schaefer

Hallo, Ihr Lieben,
freut mich, dass sich alles erst einmal gut anlaesst.
Viele Gruesse aus einem italienischen Bergdorf am Ende der Welt und weiter viel Glueck und Spass
Eva

9 08 2009
Mamatier Conny

Hallo Ihr Beiden,
ich werde den Bericht ausdrucken und Jürgen mit ins Krankenhaus nehmen.
Der freut sich bestimmt.
Ihr könnt über das Essen noch einmal mehr berichten.
Wie alt sind eigentlich eure Gasteltern?
Viele liebe Grüße, ich vermisse Euch 🙂
Conny

9 08 2009
Elli P.

Hallo Ihr Zwei, schön, dass ihr gut gelandet seid und nicht auf der Straße leben muesst. Wuensche Eucht viel Erfolg bei der Arbeitsplatzsuche und viele neue positive Erfahrungen. Geschenketechnisch ist es schwierig, zumal ihr ja keine eigene Küche habt und Euer Budget eher gering ist. Selbstgemachtes oder gebasteltes ist daher sicherlich empfehlenswert. Guckt mal im 100 Yen-Shop, da findet sich auch immer mal was…..
Jürgen wird morgen operiert – ich war gerade mit Uwe im Krhs. Das hat er ja super hingebekommen….. LG

EP

11 08 2009
Alexa

Hallo ihr beiden,

habe gestern abend erst euren Bericht gelesen und war dann zu faul noch nen Kommi zu schreiben – gomen >.<

Das hört sich ja alles sehr abenteuerlich an, aber der Bericht ist wirklich gelungen, da hat man glatt das Gefühl mit dabei gewesen zu sein ;D

Ich hoffe euer "Abenteuer Japan" geht genauso gut weiter, wie es begonnen hat ^^ und so nen Klo will ich unbedingt mal kennen lernen, aber bitte mit Anleitung xD

Un bitte immer wieder was schreiben, sonst muss sich Alexa Sorgen machen und passt schön aufeinander auf!

Alexa

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